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Wo liegt Mantakistan? - Seite 6
Der letzte Schmied, Jan Bröstl im Goldseifental, ist ein ernster Mann, und er hat auch allen Grund dazu. Sein Vater, der ihn nach der Wende überredet hatte, bei ihm einzusteigen, ein kleines, wettbewerbsfähiges Schmiedeunternehmen zu versuchen, ist erst vor wenigen Monaten bei einem Arbeitsunfall im Werk ums Leben gekommen. Bröstl erzeugt aus alten Schrauben von Eisenbahnschienen und allerhand anderem Schrott Kunstschmiedeprodukte, etwa Briefbeschwerer oder Kerzenständer. Das Geschäft laufe nicht schlecht, er bekäme viele Aufträge und dürfe sich nicht beklagen.
Gegenüber der „Europäischen Union“, von der er sich Förderungen erhofft hatte, ist er skeptisch: „Das Geld geht nach Pressburg und versickert dort.“ Es ist elf Uhr und der Schmied hat schon um zehn Uhr zu Mittag gegessen, jetzt gibt es gleich Kaffee. Die Arbeit beginne gewöhnlich um sechs Uhr früh, abends um sechs sei Schluss. Sein Sohn gehe ihm in den Ferien zur Hand, doch er wolle lieber Slowakisch sprechen, die Sprache seiner Mutter und seiner Freunde. Aus der Niedergeschlagenheit, mit der er die folgenden Worte spricht, ist die habituelle Schwermut zu erahnen, die die letzten Mantaken beinahe erdrückt: „Mir fehlt es so sehr, dass ich im Alltag nicht mehr Mantakisch rede, wie mit dem Vater.“
Die kulturellen Unterschiede zwischen Metzenseifen und anderen Siedlungen der Karpatendeutschen mögen für den Fremden zwar klein sein, für die Mantaken sind sie von großer Bedeutung. Die Alten haben auch den rhythmischen Klang der Hämmerschläge und den Widerhall, den sie wie eine Musik zu empfinden scheinen, noch in den Ohren. Nostalgie befällt sie, wenn sie in dieser trübseligen Welt von früher träumen, wenn sie ein Loblied auf ihre Altvorderen singen, deren Erbe die Zeit nicht überdauern kann.
Die jungen Nachfahren der deutschen Kolonisten wollen die längst in Scherben liegende Hinterlassenschaft der Ahnen nicht mehr verwalten, und so ist es für die alten Mantaken ein gemeinsames Einsiedeln, ein Leben mit den Werten der Vergangenheit in einer dafür nicht mehr geeigneten Zeit. Mantakistan, diese weinende Insel, die auch dem gewöhnlichen Deutschen nicht zu nah sein will, wird wohl bald im Meer seiner eigenen Tränen für immer untergehen.
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Wirtshaus im Ortsteil Grund
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Über eine andere deutsche Bevölkerungsgruppe im äußersten Osten der Slowakei, die Hopgartner, berichtet Karl Markus Gauß in „Die versprengten Deutschen“. Das Buch ist auch in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen. |
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Maja, 25.03.2009 22:10:11:
Die Minderheiten, auch die deutschen Minderheiten, gehören zu Europa. Ich denke, Länder sollten ihre traditionellen Minderheiten, die schon hunderte Jahre in ihren Ländern leben, pflegen und respektieren. Das ist etwas Schönes, was uns vielfältig macht und Teil unseres kulturellen Erbes ist.