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Exotenbonus

Auslandssemester an Universitäten in Osteuropa noch wenig begehrt
Exotenbonus Professor Alexej Bulgakov aus Nowotscherkassk spricht über "die Trümpfe der russischen Provinz"
Foto: Nina Körner

München (ORNIS) - Für ein Semester nach Rumänien, Polen oder Russland? Dafür hatten sich in den vergangenen zwei Jahren Studenten der Technischen Universität (TU) München entschieden. Nun berichteten sie über ihre Erfahrungen im Osten. Die Studenten waren sich einig: Wissensvermittlung darf nicht länger Einbahnstraße von West nach Ost bleiben.

Die Studentin Doris Seiler staunte nicht schlecht, als sie zum Biologiestudium nach Krakau kam. Ihrem Lehrstuhl an der altehrwürdigen Jagiellonen-Universität fehlte es an nichts. „So eine moderne Ausstattung habe ich selbst in München nicht gesehen“, sagt sie. Doris Seiler ist eine von mehreren Studentinnen und Studenten der TU München, die ein Auslandsemester in Osteuropa wagten. Auf einer Informationsveranstaltung widersprachen sie  den Klischees von altmodischer Lehre und maroder Ausrüstung an osteuropäischen Universitäten. „Es gibt sie dort, die Unis mit engagierten Dozenten, guter Ausstattung und persönlicher Betreuung für die Studenten. Es sind Perlen. Man muss sie nur finden“, bestätigt Sabine Toussaint vom Zentrum für internationale Beziehungen der TU München.

Im Rahmen von ‚GoEast’, einer Initiative des Bundesbildungsministeriums und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), warb Frau Toussaint bei Studenten und Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft für mehr Interesse an Studium und Forschung in Osteuropa. Nach dem Ende der Sowjetunion und mit der EU-Osterweiterung zieht es Studenten und Wissenschaftler zwar zahlreich nach Westen, aber nur wenige nach Osten. So fanden bisher zwar 350 bulgarische Studenten den Weg nach München, jedoch nur ein Deutscher an die TU Varna.

Dabei ist mehr Ostkompetenz dringend nötig, findet Winfried Ruß von der TU. Er hatte sich an osteuropäischen Universitäten umgesehen und wurde fündig: internationale Tagungen in Budapest, Studiengebühren in Warschau, erfolgreiches Anwerben von Drittmitteln in Temesvar. „Die werden uns bald überholen“, prophezeit der deutsche Hochschulexperte.

Bei dieser Prognose musste Alexej Bulgakow schmunzeln. Der Vizedirektor der Staatlichen Südrussischen Technischen Universität Nowotscherkassk weiß, dass zumindest russische Hochschulen noch keinen westlichen Standard erreicht haben. Dennoch ist er zuversichtlich. Mit seinem Vortrag „Trümpfe der russischen Provinz“ warb er um Interessenten für die größte Unversität Südrusslands. Wissenschaftler und leistungsfähige Betriebe für Hochtechnologie stünden dort zur Verfügung, erläuterte der deutsch sprechende Professor. Auch tue Russland viel für die Internationalisierung des Studiums. Bis 2008 sollen alle Studiengänge auch als Master oder Bachelor angeboten werden.

Alle Auslandsstudenten waren sich einig: Als Westeuropäer an den osteuropäischen Gastuniversitäten habe man einen „Exotenbonus“. Auch wenn nicht alle Scheine anerkannt werden, ihre Erfahrungen möchten die Münchner Studenten nicht missen und empfahlen ihren Kommilitonen eindringlich: „Fahrt hin!“ (© ORNIS/Nina Körner, 4. März 2006)

 
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