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Der steinige Weg

Die Geschichte einer Glaubensgemeinschaft

Sie konnten nicht ahnen, was sie erwartete – die frommen Mennoniten und Templer, die in Russland Zuflucht und Glaubensfreiheit suchten. Ein steiniger Weg. So heißt auch das neue Buch von Walter Lange über „Tempelgemeinde mennonitischer Herkunft in Russland“. In der kundigen Studie zeichnet der Autor einen Bogen von der Vorgeschichte des Mennonitentums bis zum Schicksal einzelner Mitglieder der Templergemeinde.

Bergisch-Gladbach, im Mai 2009 - Schon Mitte des 19.Jahrhunderts spalteten sich von den mennonitischen Kirchengemeinden Südrusslands die Brüdergemeinde, Allianzgemeinde, Brautgemeinde und die Tempelgemeinde ab. Die Gemeinden unterschieden sich durch die Auslegung der biblischen Lehre und der Art der Taufe.

Nach Lange waren die neu gebildeten Gemeinden nach Auseinandersetzungen gezwungen, Taurien zu verlassen und sich neue Wohngebiete zu erschließen. So zogen die Familien der Brüdergemeinde in das Kubangebiet und nach Sibirien, die Templer siedelten sich im Nordkaukasus am Fluss Kuma an und gründeten dort zwei Dörfer: Tempelhof und Orbeljanowka. Die Brautgemeinde zog nach Mittelasien, die Allianzgemeinde in die Altairegion. 

Für den Leser, der sich zum ersten Mal mit der Geschichte der Russlanddeutschen beschäftigt, liefert das Buch eine allgemeine Einführung mit Zeittafel und geschichtlichem Abriss der Deutschen in Russland und in der Sowjetunion. Für den informierten Leser ist es ein Sprungbrett in das bekannte und doch ganz neue Thema „Tempelgemeinden mennonitischer Herkunft“.

Vor Walter Lange hat kaum ein Forscher in der jüngsten Zeit so präzise den Verlauf der sozialen Geschichte und die religiöse Wandlung einer Glaubensgemeinschaft durch einzelne Familienporträts und Schicksale dargestellt. Wir finden im Buch sowohl ausführliche Beschreibungen von Umzügen und Gründungen  neuer Dörfer als auch Darstellungen von verschiedenen Glaubensfassungen. Die Wirren des Ersten Weltkrieges und der Revolution mit ihren schwerwiegenden Folgen für das wirtschaftliche und religiöse Leben der Gemeinden erfahren eine gründliche Beschreibung.

Und der steinige Weg wird besonders sichtbar, wenn man die Schilderung der Zeit des staatlich verordneten Terrors liest: Zerschlagung der Tempelgemeinde, Zwangskollektivierung, Enteignungen etc. Seit den dreißiger Jahren mehren sich auf diesem Weg die unsichtbaren Grabsteine der Opfer - Lange bringt detaillierte Namenslisten - dieses Terrors, der in Deportation und Zwangsarbeit der Kriegs- und Nachkriegszeit seine Fortsetzung fand. (Josef Schleicher)

Walter Lange,
Der steinige Weg. Geschichte einer Tempelgemeinde
mennonitischer Herkunft in Russland
Lichtzeichen Verlag GmbH, Lage, 400 Seiten
ISBN 978-3-936850-01-7, Bestell-Nr. 70-5-898


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