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Auf dem Weg zur Selbstorganisation

In Russland wird ein Pilotprojekt zur Selbstverwaltung ausgeweitet
Auf dem Weg zur Selbstorganisation Foto: ORNIS

Die deutsche Bevölkerungsgruppe in Russland nimmt zunehmend ihre Angelegenheiten in die eigene Hand. Das ist das Ziel eines jetzt erweiterten Pilotprojekts, an dessen Ende Selbstorganisation und Selbstverwaltung stehen.

Berlin, im Juli 2009 - Die Selbstverwaltung der deutschen Bevölkerungsgruppe in Russland tritt in ein neues Stadium. Nach einer Pilotphase in Zentralrussland und in der Uralregion wird jetzt Südwestrussland einbezogen. Die fortschreitende Selbstorganisation der russlanddeutschen Minderheit hat zum Ziel, langfristig Projekte zur Wahrung von Sprache, Kultur und Identität in Eigenregie und Eigenverantwortung zu übernehmen. Federführend für die Koordination von Aktivitäten, die von bundesdeutscher Seite finanziert werden, war bislang die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ).

2007 war vereinbart worden, ein Pilotprojekt zu starten, um die ersten Schritte auf dem Weg der Selbstorganisation und die neue Form der Zusammenarbeit mit der Mittlerorganisation zu erproben. Das auf zwei Jahre befristete Vorhaben endet im Dezember 2009 und ist von den Projektbeteiligten – der GTZ auf deutscher Seite und dem Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVdK) auf russlanddeutscher Seite – in einem gemeinsamen Gutachten bereits bilanziert worden.

Dieser Tage beschloss das Bundesinnenministerium als Auftrag- und Finanzgeber, das Pilotprojekt nun um die Region Südwestrussland zu erweitern. Auch hier sind die verantwortlichen Projektpartner die GTZ und der IVdK. Das Element der Selbstverwaltung sieht vor, dass so genannte überregionale Koordinationsräte Vorhaben planen und eigenständig verwirklichen, während die GTZ über die Entwicklungsgesellschaft Wolga mit Sitz in Saratow vornehmlich Beratungsaufgaben wahrnimmt und den Projektverlauf dokumentiert.

Bekanntgabe der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit zur Erweiterung des Pilotprojekts
PDF-Dokument

Rückgrat der Koordinationsräte ist das Netz von Begegnungszentren der Deutschen in Russland. Hier bündeln sich die Aktivitäten zur kulturellen Betreuung der Minderheit, die von der russischen Regierung wie auch von deutscher Seite gefördert werden.

Bei der jüngsten Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission in Omsk hatten die Teilnehmer bekräftigt, dass die Selbstorganisation der deutschen Minderheit in Russland gestärkt und weitere Projektregionen einbezogen werden sollen. Die Kommission tagt regelmäßig zu Angelegenheiten der Russlanddeutschen und wird auf deutscher Seite vom Beauftragten für Aussiedlerfragen geleitet.

Neben der Übernahme von Eigenverantwortung ist ein Kernelement der künftigen Selbstorganisation der Deutschen in Russland, demokratische Strukturen herauszubilden und gerechte Vergabewege zu etablieren. Dieses Ziel hatte IVdK-Vorsitzender Heinrich Martens bei einer Fachtagung in Berlin im September vergangenen Jahres als vorrangig bezeichnet: „Eine effektive und demokratische Selbstorganisation ist für die Zukunft der deutschen Minderheiten von strategischer Bedeutung.“

„Die Kommission stimmte darin überein, dass die in den Jahren 2007 und 2008 gebildeten Überregionalen Koordinationsräte der Begegnungsstätten in der Russischen Föderation einen wesentlichen Faktor zur Stärkung der Selbstorganisation der Russlanddeutschen darstellen. Die Kommission bekräftigte die Notwendigkeit ihrer regelmäßigen Einbindung in die Umsetzung der russischen und deutschen Förderprogramme zur Unterstützung der Russlanddeutschen einschließlich der Ausweitung des Pilotprojekts auf weitere Regionen.“

Aus dem Kommuniqué der 15. Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission vom 11. Juni 2009
Dass diese Ziele im Projektalltag nicht außer Acht geraten, darauf hat Aussiedlerbeauftragter Christoph Bergner in einem Interview kürzlich hingewiesen. Der Politiker mahnte an, „dass sich auch die russlanddeutschen Organisationen  dieser größeren Verantwortung würdig zeigen müssen, indem sie die inhaltliche, organisatorische und finanzielle Abwicklung der Projekte auf dem gleiche Niveau gewährleisten wie bisher die GTZ. Es ist ferner wichtig, dass sie bei der Wahrnehmung der Selbstverwaltung eine vollständige Beteiligung aller Akteure und eine ausgewogene und demokratische Willensbildung absichern“.

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Regionen


Das neue Projektgebiet Südwestrussland umfasst

- Astrachan
- Baschkortystan
- Krasnodar
- Nordossetien
- Orenburg
- Pensa
- Rostov
- Samara
- Saratov
- Stavropol
- Tatarstan
- Uljanovsk
- Wolgograd

 

Begegnungszentren der Russlanddeutschen
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