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„Wie anderswo russlanddeutsche Kultur gelebt wird“

Erstes Sibirisches Festival in Nowosibirsk
„Wie anderswo russlanddeutsche Kultur gelebt wird“

Nowosibirsk (ORNIS) - Russlanddeutsche in Sibirien nehmen aktiv teil an Kultur und Gesellschaft. Davon zeugte das diesjährige Festival russlanddeutscher Kultur in Nowosibirsk. Drei Tage lang Tanz und Musik, aber auch Debatte und Dialog. Aussiedlerbeauftragter Christoph Bergner: Ein solches Festival verbindet Länder.

Trachten und Volksmusik, Weißwurst und Bier – das halten viele für  deutsche Kultur. Balalaikaklänge, Kosakenchor und Wodka – auch  Russlands Kultur muss mit Stereotypen leben. Und dass die Kultur der deutschen Bevölkerungsgruppe in Russland nicht bloß eine Mischung aus beidem ist, davon konnten sich die Teilnehmer des ersten sibirischen Festivals der russlanddeutschen Kultur überzeugen, das vom 4. bis 6. Oktober in Nowosibirsk stattfand.

Drei Tage, über 30 Veranstaltungen: Ensembles und Solo-Künstler aus zahlreichen Regionen Russlands, der Ukraine, aber auch aus Deutschland boten ihr Können auf. Die Palette reichte von Klassik über Volksmusik bis zu Pop und Techno. Auf der Eröffnungsveranstaltung im Jugendtheater „Globus“ tanzte die Gruppe „Broadway“ aus der Ukraine in ausgefallenen Kostümen zu Stücken der deutschen Gruppe „Rammstein“, und „Loreley“ aus Barnaul präsentierte in traditionellen Trachten den „Abschiedswalzer“. Über 10.000 Besucher erlebten die Festivalveranstaltungen. Den Höhepunkt bildete ein Abschlusskonzert im Nowosibirsker Opernhaus. Neben Carl Orffs „Carmina Burana“, aufgeführt vom Nowosibirsker Ballett, waren die Opersängerinnen Barbara Grabowski und Monika Herzer zu sehen.

Zusätzlich zu dem Unterhaltungsprogramm gab es Workshops und Konferenzen. Musiker, Sänger und Tänzer tauschten sich über ihr Verständnis russlanddeutscher Kultur aus. Auch von wissenschaftlicher Seite wurde das Thema Russlanddeutsche beleuchtet. Experten aus ganz Russland erörterten die Zukunft der russlanddeutschen Kultur.

Das Festival lag in den Händen von Joseph Dukven, Leiter des Russisch-Deutschen Hauses in Nowosibirsk. Von ihm stammte auch die Idee. Seine Absicht war, Russlanddeutsche in Sibirien zusammenzubringen. „Nur so können sich die einzelnen Gruppen austauschen und sehen, wie anderswo russlanddeutsche Kultur gelebt wird. Nur so kann wieder ein Gemeinschaftsgefühl entstehen“, beschreibt der Mittfünfziger die Ziele  des Projektes. Zwei Jahre vergingen von der Idee bis zur Realisierung. Dukven: „Für ein Festival dieser Größe braucht man einfach eine gewisse Planungszeit.“

Finanziert wurde es durch die Regionalregierung Nowosibirsk, private Sponsoren - darunter ein Automobilhersteller und eine deutsche Brauerei - sowie mit rund 50.000 Euro vom Bundesinnenministerium in Berlin. Für den Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Christoph Bergner, der an der Eröffnungsveranstaltung teilnahm, zeugte das Festival vor allem davon, „dass die Russlanddeutschen bereit sind, einen aktiven Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft und der Regionen zu leisten“. Nach seiner Ansicht schlägt das Festival neue Brücken zwischen Deutschland und  Russland.

Organisator Joseph Dukven hat schon ein neues Projekt im Kopf: Fürs nächste Jahr plant er ein Festival der deutschen Musik. Nach den drei Tagen in Nowosibirsk darf man dieses Ereignis mit Spannung erwarten. Russlanddeutsche Kultur: weit mehr als schöne Stimmen in  Trachtenkleidung. (© ORNIS/Ann-Christin Doms, 8. Oktober 2006)


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