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Mein Zuhause? Sibirien

Warum Alexander Graf beschloss, nach Russland zurückzukehren

Alexander Graf hat sich entschieden, sein Leben in Russland zu verbringen. Zwei Jahre hatte der 24-jährige Russlanddeutsche versucht, sich an Deutschland zu gewöhnen. Dann war ihm klar, dass er sich in der deutschen Gesellschaft nicht heimisch fühlt. Er kehrte in seine westsibirische Heimatstadt Omsk zurück. Jetzt arbeitet er in einem Reisebüro.

Omsk, im Januar 2008 –
ORNIS: Warum hast du damals entschieden, nach Deutschland auszusiedeln?
Alexander Graf: Ich bin 1998 nach Deutschland gegangen - zusammen mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester Kristina. Mein Vater ist Russlanddeutscher. Diese einmalige Chance sollten wir nutzen, so dachten wir damals. Meine Familie und ich wussten ja nicht, welche Schwierigkeiten uns erwarteten.

Welche waren das?
Ich war 15 Jahre alt und hatte in der russischen Schule die neunte Klasse beendet. In Berlin sollte ich wieder in die neunte gehen. Ich hatte mich entschieden, eine normale Schulklasse statt einer Förderklasse zu besuchen. Ich wollte nicht noch ein Jahr verlieren. So bin ich in einer Schule im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gelandet. Die ersten drei Monate habe ich in der Schule nur herumgesessen und zugehört. Das Schulsystem in Deutschland ist anders als in Russland. Alle naturwissenschaftlichen Fächer waren kinderleicht für mich. Aber in den Fächern Deutsch oder Geschichte war alles neu.

Was hat Dich schließlich bewogen, nach Omsk zurückzukehren?
Ich habe ziemlich schnell begriffen, dass ich mich in Deutschland nicht einleben kann. Mir fehlte die russische Atmosphäre, auch meine Freunde aus Omsk. Die deutsche Gesellschaft ist ganz anders. Die Deutschen haben eine andere Mentalität. Mit den Russlanddeutschen in Deutschland habe ich mich auch nicht so gut verstanden. Mit den einheimischen Deutschen sowieso nicht. Wenn ich die Sommerferien in Omsk verbrachte, fühlte ich mich wieder in meinem Element.

Nach zwei Jahren war es mir vollkommen klar. Ich habe also überlegt, welche Möglichkeiten es für mich gibt. In der deutschen Schule hatte ich die zehnte Klasse abgeschlossen und hätte theoretisch weiter aufs Gymnasium gehen können. Zusätzlich habe ich eine russischsprachige Schule in der Russischen Botschaft besucht. Dort habe ich das russische Reifezeugnis bekommen, und so konnte ich mich an der Omsker Universität immatrikulieren. Zum Studium bin ich nach Omsk gegangen und habe sogar wieder einen russischen Pass bekommen.

wieder in Omsk: Alexander Graf

Was ist für Dich so anders an der deutschen Gesellschaft?
Es gibt Vor- und Nachteile. Ordnung, Pünktlichkeit, Höflichkeit und strenges Steuersystem – das sind vier Eigenschaften, die ich bei den Deutschen sehr akzeptiere. Andererseits sind die Deutschen verschlossen, kalt und nicht ehrlich. Sie lächeln dich persönlich an, aber sprechen hinter deinem Rücken schlecht über dich. Meine Eltern haben in ihrer Berliner Wohnung vier Jahre gelebt. Kontakt zu den Nachbarn hatten sie nicht. In Omsk ist alles anders: Wenn ich zur Arbeit laufe, grüße ich viele Leute aus der Nachbarschaft. In Deutschland fehlt mir die zwischenmenschliche Wärme.

Wie geht es jetzt weiter?
Für mich gibt es nur ein Zuhause. Das ist Sibirien. Jetzt besuche ich jedes Jahr zu Silvester meine Großeltern, die in Hannover wohnen. Die Portion Deutschland reicht mir. Ich will in Russland leben. (Gespräch: Olga Sasuchina)


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Ihre Meinung

Dieter, 19.10.2010 12:36:33:

Mein Tipp an alle Meinungsschreiber: Geht wieder nach Hause, wenn euch das komfortable Leben in Deuschland so anwiedert. Heizt eure Öfen wieder mit Holz und lasst euch von den korrupten Behörden drangsalieren: Wieso bleibt ihr denn noch hier, wenn in Omsk alles so super ist?

Lilija, 28.06.2009 23:25:52:

Alexander ich finde das du da richte getan hast,weil in Deutschland werde wir Als Russen-deutsche nicht akzeptiert.Wünsche dir alles gute.Ich liebe gorod Omsk

Alexander, 19.04.2009 21:34:45:

Ich lebe seit 17 Jahren in Deutschland. Bin jetzt 38 Jahre alt. Die Ausbildung zum Maschienenbautechniker hat mir meine Berufliche Existenz gesichert, aber ich konnte mich immer noch nicht vollständig integrieren. Stichwort, Mentalität- die russische fehlt mir teilweise. Die Entscheidung von Alexander Graf war klug, sich in jungen Jahren zu entscheiden. Bleibt nur eine Frage- Eltern, Schwester?

Andrej Hölzer, 05.03.2009 21:12:18:

Ich habe solche Gedanken wie Alex sehr oft. Und ich merke, immer noch nach so vielen Jahren, dass ich mich in Russland ganz anders als in Deutschland fühle. Von daher mag die Entscheidung richtig sein. Man muss sich für ein der zwei Länder entscheiden.........Je schneller die Entscheidung fällt desto besser.

Herbert Aschoff, 30.06.2008 11:52:05:

Der junge Mann hat völlig Recht und ich kann ihn gut verstehen. Ich bin im Westen geboren, aber die Menschen sind mir ein Rätsel geworden.Kalt,arogant,egoistisch und auf ihren weg Halbamis zu werden, verblödet und ohne Charakter. Ich wünsche Aleksandr alles Gute und Glück. Herbert

Evgenia, 14.02.2008 18:11:31:

Aleksandr hat wirklich richtig entschieden seine Heimat zuruckzukehren. Ich bin seiner Meinung


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