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Menschenlandschaft

Das Maxim Gorki Theater zu Gast in Moskau
Menschenlandschaft Armin Petras
Foto: Bettina Stoess

Der deutsche Theaterregisseur Armin Petras hat mit einem Gastspiel des Maxim Gorki Theaters in Moskau die freie Joseph-Beuys-Bühne eröffnet. Die Bühne im Theater 'Na Fabrike' soll in Zukunft eine Plattform für zeitgenössische Theaterkunst und Performance sein.

Moskau, 30. November 2007 - Zur Eröffnung hatte der Intendant des Berliner Maxim Gorki Theaters das Stück des russischen Dramatikers Juri Klawdiew „Gehen wir, der Wagen wartet“ im Gepäck. Es geht darin um zwei russische Mädchen: Julia wird brutal vergewaltigt, Mascha bedroht und gedemütigt. Die Mädchen beschließen, sich zu rächen, und schlagen mit gleicher Härte zurück. Am Moskauer Stadtrand liefern sie sich schließlich eine Schlägerei mit betrunkenen Obdachlosen. Vor allem die deutschen Schauspielerinnen Fritzi Haberlandt und Hilke Altefrohne spielen brillant. Unterstützt wurde das Gastspiel vom Goethe-Institut Moskau. Im Gespräch mit Galina Turischewa äußert sich Armin Petras zu seinem deutsch-russischen Theaterprojekt:

Frage: Warum haben Sie gerade das Stück von Juri Klawdiew ausgewählt?
Armin Petras: Vor zwei Jahren bin ich in Moskau gewesen. Ich habe dieses Stück auf der russischen Bühne gesehen, den Autor kennen gelernt und ihm versprochen, dieses Stück auf eine deutsche Bühne zu bringen.

Während der Vorstellung werden auf einer Leinwand hinter der Bühne Filmsequenzen mit trinkenden russischen Männern gezeigt, dazu ist aggressive Musik zu hören. Woher kommen die Filmszenen?
Das sind Ausschnitte aus russischen Filmen, zum Beispiel ‚Moskau-Petuschki’.  Für mich ist es immer wichtig, die Landschaft zu zeigen. Diese auf der Leinwand gezeigten Menschen sind eine Menschenlandschaft. Die Gesichter der Alkoholiker sind eine gute Visualisierung. Das Stück wird auch in Berlin gezeigt, und das deutsche Publikum muss das russische Zeichensystem erkennen und verstehen.

Szene aus "Gehen wir, der Wagen wartet"

Haben Sie den Schauspielerinnen erklärt, wie sie russische Mädchen darstellen sollen?
Wir haben Videos und Filme über Russland angeschaut und Musik gehört. Wir haben anfangs über den Text gesprochen, aber ich diktiere meinen Schauspielerinnen nichts. Sie bekommen die Freiheit auf der Bühne, die sie brauchen. Außerdem wissen wir Deutsche nicht so viel über Russland. Russische Mädchen singen, sie haben tiefe Gefühle, sie essen Melonen und  trinken gerne Tee – das ist ein totales Klischee, das unser Bewusstsein kontrolliert. Ich zeige Klischees, und in diesem Moment werde ich von diesen idiotischen Vorstellungen befreit. (Interview: Galina Turischewa)

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